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1.2.8 Einweihung der neuen Fenster

In der Kirche in Bömighausen wurden am ersten Adventssonntag 2003 in einem feierlichen Gottesdienst neue, farbige Kirchenfenster der Gemeinde durch Pfarrer Müller vorgestellt.

Den Anstoß zur Umgestaltung der Kapelle hat ein anonymer Spender gegeben, der den Kirchenraum zu trist empfunden hatte. Er wollte gern einen wärmeren und farbigen Gottesdienstraum haben, einen Raum in dem man sich heimisch fühlen kann. Die Verwirklichung dieser Vorstellung war ihm 15.000 Euro wert, und er legte damit den Grundstein für die Umgestaltung des Kirchenraumes. Die in eine Rhenaer Familie eingeheiratete ehemalige Leiterin des Glasmalereimuseums in Linnich (Frau Dr. Hoppe-Oehl), empfahl den Bömighäusern sich an die Glasmalerei Peters in Paderborn zu wenden. Sie vermittelte ebenfalls den Kontakt zu dem Maler und Bildhauer Tobias Kammerer, der die Entwürfe erstellte. Die farbige Gestaltung der Fenster erfolgte in Paderborn. Die Fenster, ohne die früher üblichen Bleieinfassungen, sind gewissermaßen Predigten in Bildern. Die sieben kleineren Fenster der Rückwand kosteten pro Fenster 540 Euro. Sie wurden gestiftet von: Familien Bärenfänger und Römer, Familie Fritz Koch, Familie Friedrich Koch, Familie Rainer  Pöttner mit Renate Pöttner, Familie Friedrich Zölzer, der Waldecker Bank und den Ortsvereinen mit dem Ortsbeirat. Diese Fenster stehen sich gleichsam wie zwei Themenbereiche gegenüber. Die großen Fenster symbolisieren Szenen aus Jesu Lebensgeschichte, die kleinen Fenster zeigen die Schöpfungsgeschichte. 

Die fünf großen Bilder stellen dar:

Verkündigung an Maria: Lk 1,26-38

Der Engel erscheint in leuchtendem Rot, er kommt direkt aus der rotglühenden Feueraura Gottes. Von links, aus der verborgenen Welt, tritt er ins Sichtbare, den Lilienstengel in der Hand, als Zeichen der frohen Botschaft. Zu seinen Füßen kniet Maria, in helles Blau gewandet. Wo das Glas des Fensters transparent blieb, scheint das Draußen herein: die Bäume vor dem Fenster bewegen ihre Zweige im Wind.
Und im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott gesandt in eine Stadt in Galiläa, die heißt Nazareth, zu einer Jungfrau, die vertraut war einem Mann mit Namen Josef vom Hause David; und die Jungfrau hieß Maria.

Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir!

Sie aber erschrak über die Rede und dachte: Welch ein Gruß ist das? Und der Engel sprach zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria, du hast Gnade bei Gott gefunden. Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben.
Da sprach Maria zu dem Engel: Wie soll das zugehen, da ich doch von keinem Mann weiß?
Der Engel antwortete und sprach zu ihr: Der heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden.
Maria aber sprach: Siehe, ich bin des Herrn Magd; mir geschehe, wie du gesagt hast. Und der Engel schied von ihr.

Weihnacht: Joh 1,14.16

Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Und von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade

 

Abendmahl: Lk 22,7.8.14-20

Es kam nun der Tag der Ungesäuerten Brote, an dem man das Passalamm opfern mußte.

Und Jesus sandte Petrus und Johannes und sprach: Geht hin und bereitet uns das Passalamm, damit wir's essen.

Und als die Stunde kam, setzte er sich nieder und die Apostel mit ihm.Und Jesus sprach zu ihnen: Mich hat herzlich verlangt, dies Passalamm mit euch zu essen, ehe ich leide.

Denn ich sage euch, daß ich es nicht mehr essen werde, bis es erfüllt wird im Reich Gottes.

Und er nahm den Kelch, dankte und sprach: Nehmt ihn und teilt ihn unter euch; denn ich sage euch: Ich werde von nun an nicht trinken von dem Gewächs des Weinstocks, bis das Reich Gottes kommt.

Und er nahm das Brot, dankte und brach’s und gab's ihnen und sprach: Das ist mein Leib, der für euch gegeben wird; das tut zu meinem Gedächtnis.

Desgleichen auch den Kelch nach dem Mahl und sprach: Dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das für euch vergossen wird!

Passion: Mk 15,24f.27.34-37

Und sie kreuzigten ihn. Und sie teilten seine Kleider und warfen das Los, wer was bekommen solle. Und es war die dritte Stunde, als sie ihn kreuzigten.
Und sie kreuzigten mit ihm zwei Räuber, einen zu seiner Rechten und einen zu seiner Linken.
Und zu der neunten Stunde rief Jesus laut: Eli, Eli, lama asabtani? Das heißt übersetzt: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?
Und einige, die dabeistanden, als sie das hörten, sprachen sie: Siehe, er ruft den Elia.
Da lief einer und füllte einen Schwamm mit Essig, steckte ihn auf ein Rohr, gab ihm zu trinken und sprach: Halt, laßt sehen, ob Elia komme und ihn herabnehme!
Aber Jesus schrie laut und verschied.

Ostern: Joh 14,1-3.6

Jesus Christus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen. Wenn’s nicht so wäre, hätte ich dann zu euch gesagt: Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?
Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin.
Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.

Die Verkündigung des Erzengels Gabriel an Maria gehört, neben der Geburt Jesu, dem Abendmahl, der Kreuzigung und Auferstehung zum Christuszyklus in der Altarwand.

Die sieben kleinen Fenster entsprechen der Schöpfungsgeschichte

1. Schöpfungstag

„Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und es war finster auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht. Und Gott sah, daß das Licht gut war. Da schied Gott das Licht von der Finsternis und nannte das Licht Tag und die Finsternis Nacht.“ (Gen. l, 1-5)

2. Schöpfungstag

„Und Gott sprach: Es werde eine Feste zwischen den Wassern, die da scheide zwischen den Wassern. Da machte Gott die Feste und schied das Wasser unter der Feste von dem Wasser über der Feste. Und es geschah so. Und Gott nannte die Feste Himmel.“

(Gen. l, 6-8)

3. Schöpfungstag

„Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an besondere Orte, dass man das Trockene sehe. Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde, und die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, daß es gut war. Und Gott sprach: Es lasse die Erde aufgehen Gras und Kraut, das Samen bringe, und fruchtbare Bäume auf Erden, die ein jeder nach seiner Art Früchte tragen, in denen ihr Same ist. Und es geschah so.“

(Gen. 1,9-11)

4. Schöpfungstag

„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre und seien Lichter an der Feste des
Himmels, daß sie scheinen auf die Erde. Und es geschah so. Und Gott machte zwei große Lichter: ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, das die Nacht regiere, dazu auch die Sterne.“ (Gen. l, 14-16)

5. Schöpfungstag

„Und Gott sprach: Es wimmle das Wasser von lebendigem Getier, und Vögel sollen fliegen auf Erden unter der Feste des Himmels.“
(Gen. l, 20)

6. Schöpfungstag

„Und Gott sprach: Die Erde bringe hervor lebendiges Getier, ein jedes nach seiner Art: Vieh, Gewürm und Tiere des Feldes, ein jedes nach seiner Art. Und es geschah so.“
(Gen. l, 24)
Und Gott sprach: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei, die da herrschen über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über das Vieh und über alle Tiere das Feldes und über alles Gewürm, das auf Erden kriecht. Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“
(Gen. l, 26-27)

7. Schöpfungstag

„So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte. So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden.“
(Gen. 2, 1-4)
Und also vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er machte.

 

(Pfarrerin Erika Eckhardt, Medienbeauftragte für den Sprengel Waldeck-Marburg)

Nun ziehen die Fenster die Blicke des Besuchers wie magisch an. Erster Eindruck: die Bilder wirken leicht, heiter, die Farben warm, die figürlichen Darstellungen hingetupft wie Aquarelle.
Wer die Fenster länger anschaut, stellt, fest, dass sie eine freudige Stimmung erzeugen, fast ein Gefühl von Glück. Das ist die starke Wirkung der Farben: des klaren tiefen Blau, des warmen Rot, des zarten Grün und leuchtenden Goldgelb.
Der anonyme Spender dürfte zufrieden sein. Pfarrer Matthias Müller gab seinen Wunsch, den er mit der großzügigen Summe von 15.000 EURO verbindet, an die Gemeinde weiter: der Kirchenraum möge den Menschen durch die schönen Fenster mehr als bisher zur Heimat werden. Sie sollen gern in die Kirche gehen. Herz und Gefühl, so meint der Spender, können durch farbige Fenster angesprochen werden.
Es gab viel Anlass zum Dank in diesem Gottesdienst, denn der Anstoß eines einzelnen wurde von vielen anderen aufgenommen und zum Erfolg geführt. Der großen Spende folgten viele Beiträge von Privatpersonen und Vereinen, vom Ortsbeirat, der politischen Gemeinde Willingen und der Landeskirche.

Der Festgottesdienst wurde mitgestaltet von Florian Kraft an der Orgel, dem Singkreis Bömighausen-Alleringhausen-Neerdar und dem Klaviertrio von Hans Bärenfänger.

Mit Tobias Kammerer, 1968 in Rottweil geboren, wurde ein Künstler gefunden, der schon zahlreiche Kirchenräume, darunter St. Katharinen in Kiew, mit Glaskunst, Malerei und Skulpturen gestaltet hat und dafür mehrfach ausgezeichnet wurde. Er entwickelte ein Konzept, das mit dem Christuszyklus in der Altarwand und der Schöpfungsgeschichte in den sieben kleinen Fenstern der Rückwand den Bund Gottes mit den Menschen beschreibt. „Die Geburtsgeschichte Jesu“, so der Künstler, „läutet eine neue Schöpfungsgeschichte ein. Durch Christus schenkt er seiner Schöpfung die Zusage, durch Liebe gerettet zu sein.“
Handwerklich umgesetzt wurden die Entwürfe in der „Glasmalerei Peters“ in Paderborn. Es ist vor allem die Schwerelosigkeit der Bilder, die erstaunt. Sie kommt durch den Verzicht auf Bleifassungen zustande. Farbiges Glas wird direkt auf den Glasuntergrund aufgeschmolzen. Dennoch verdanken die Farben ihre Leuchtkraft dem Zusatz von Blei.
Der Künstler hat vor allem mit den Komplimentärfarben Blau und Rot gearbeitet. An der Altarwand herrschen warme Rottöne vor, während die Fenster an der Rückwand in Blau gehalten sind. Blau und Rot sind auch die Farben der Elemente Wasser und Feuer, denen der Heilige Geist innewohnt. Schon als Kind empfängt jeder Mensch den Eindruck des blauen Himmels, der sich verfinstern kann, aber sein Blau immer wieder aufs Neue zeigt. Jedes Kind empfindet Freude beim Anblick der strahlenden Sonne mit ihrem goldgelben Licht und den warmen Rot- und Orangetönen des Sonnenauf- und Untergangs.
Auf diesen menschlichen Ureindrücken beruht die Farbsymbolik und ihre Wirkung. Blau, so erläutert der Künstler, ist die Farbe der Treue, der Sehnsucht, der Wiederkehr und des Glaubens. Blau gewandet sind die Jünger auf dem Abendmahlsfenster, außer Judas. Seine Farbe ist das Schiefergrau des Kreuzes und der Marterwerkzeuge. Allein die Kreuzigungsszene wird von diesen düsteren Tönen bestimmt. Doch der Gekreuzigte erscheint in dunklem Rot, als Zeichen für die größtmögliche Liebe, jene, die sich für andere hingibt.
Goldgelb als Farbe der göttlichen Offenbarung vermittelt ein Gefühl von Wärme und Wonne. Am ersten Schöpfungstag schwebt Gottes schöpferischer Geist, das lebensspendende Licht, über den Wassern, Goldgelb deutet auf dem Verkündigungsfenster die neue Schöpfung durch Christus an, und in leuchtendem Gelb strebt der Auferstandene gen Himmel. Das Zentrum der Altarwand bildet Christus in warmem Orange, als Licht der Welt. „In der Wechselwirkung von Farbe, Raum, Musik und Wort erhöhen sich die Dinge gegenseitig“, ist der Künstler überzeugt.

Im Gottesdienst am l. Advent war das zum ersten Mal zu spüren. Ein ganz neuer Raum ist entstanden, der helfen kann, dass die Besucher des Kirchleins, „Fenster und Türen Ihres Lebenshauses öffnen für die Erleuchtung Christi“, wie es Pröpstin Elisabeth Schoenborn der Gemeinde wünschte.

Stellvertretend für die vielen Helfer die an der Innengestaltung des Kirchenraumes beteiligt waren, sei ganz besonders Sigurd Kronborn genannt, der auch die Außenbeleuchtung anbrachte.