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1.4.11 Wasserleitung, Bahn, Straße

Brunnen (Wasserversorgung)

Vor dem Bau der Wasserleitung erfolgte die Wasserversorgung für den menschlichen Bereich überwiegend durch Brunnen s. Bild.

Für das Vieh und als Brauchwasser wurde teilweise auch das Wasser der Neerdar und der Nebenbäche genutzt. Kritisch wurde die Versorgung bei langer Trockenheit im Herbst und in strengen Wintern.

Als Kind hat mich eine Wasserpumpe im „Alten Pohlmanns Haus“ und ein Windebrunnen mit Holzverschlag zwischen Lottens und Niggenhüsers Häusern besonders beeindruckt. Aus einem Brunnen nach gleichem Muster holte Friedrich Schalk (Niggenhüsers Frieder) in Korbach Wasser für die Schuhreparaturen.
Bild „Korbach in alten Ansichten Bd. 2)
Nach dem 2. Weltkrieg spielten Albert Pöttner, Erich Pöttner und ich an der Böschung an Schäfers Wiese. Plötzlich gab der Boden etwas nach, mit einer Stange aus dem Tor der Wiese wurde „gepruckelt“. Wir staunten wie weit es in die Tiefe ging. Nachdem noch weiteres Erdreich nachgerutscht war, kamen Mauerreste aus Schiefergestein zum Vorschein. Durch Nachfrage erfuhren wir, dass der Brunnen meines Großvaters von uns wiederentdeckt worden war. Für uns drei Freunde eine beeindruckende „archäologische Erfahrung“.

Bau der Wasserleitung 1908

Wasserleitungsbau in Bömighausen

Sie kostete insgesamt 5 360,59 Goldmark! – Selbst die Schulkinder halfen beim Bau. Ein schönes Geschenk für die Bömighäuser Frauen.

Am 11. Nov. 1908 gründeten zwölf Männer aus dem Ort einen Interessentenverband.

Schon am 12. November 1908 wurde mit dem Klempnermeister Carl Saure aus Korbach ein Vertrag über die Lieferung und Verlegung der Rohre und Hausanschlüsse abgeschlossen.

Dieses Bild zum Bau der Wasserleitung 1908 fand unser Leser Richard Schäfer, Korbach, Neuer Weg, in seinen Unterlagen. Es zeigt die Bömighäuser, als sie die Wasserleitung in Selbsthilfe bauten. „Eine böse Plackerei“ erinnert sich Schäfer aus den Erzählungen der Beteiligten. Schäfers Großvater Karl Grebe steht übrigens vorne ganz rechts. 1963 wurde in Bömighausen die Interessentenleitung durch eine Gemeindewasserleitung ersetzt und das gesamte Ortsnetz erneuert durch Firma Fisseler Korbach. 1997 begann die Erneuerung der Kanalisation.

Vom Bau der Eisenbahn Korbach – Brilon Wald.

 

Diese Eisenbahnstrecke, durch die das Upland als letzter waldeckischer Raum am 01.04. 1917 an das Verkehrsnetz angeschlossen wurde, hat eine lange Vorgeschichte.

1850 – 52 war die Main – Weserbahn Frankfurt – Marburg – Kassel gebaut worden. 1874 war die Ost – West – Verbindung hergestellt, an ihr lagen die für Waldeck bedeutsamen Bahnhöfe Brilon/Korbach und Wrexen. Weit über 100 Seiten umfassen die Berichte über Vorschläge, Planungen, Verhandlungen, Ablehnungen und Befürwortungen zur Erschließung des Fürstentums Waldeck durch die Anbindung an das Eisenbahnnetz.

1893 war die Strecke Warburg – Korbach fertig gebaut.

1900 wurde die Strecke Korbach – Marburg in Betrieb genommen.

1912 kam die Strecke Korbach – Wabern hinzu.

Das Bild  rechts zeigt den Bau der Eisenbahn von Korbach nach Brilon Wald.

Am 1. April 1917 fuhr der erste Zug auf der Strecke Korbach – Brilon Wald, nachdem die Teilstücke Korbach – Lelbach/Rhena am 1. Juli 1914, Brilon Wald – Willingen am 1. Oktober 1914, Lelbach/Rhena – Eimelrod am 1. April 1916 und Eimelrod – Usseln am 1. August 1916 in Betrieb genommen worden waren.

Schon bei den Planungen fanden einige einheimische Arbeiter Beschäftigung mit Hacke und Schüppe. Mit Baubeginn gab es für mehr Leute Arbeit. Kolonnen aus Böhmen, Serbien und Kroatien waren beschäftigt. Der Stundenlohn lag häufig unter 25 Pfennig. Zwischen den Arbeitern ging es nicht immer friedlich zu. Im Herbst 1915 wurden Kriegsgefangene beim Bahnbau eingesetzt, die im Saal der Gastwirtschaft Schäfer untergebracht und teils dort auch verpflegt wurden. In der „Witten Bräuke“ war eine Kantine errichtet.

Bömighausen erhielt nur eine Haltestelle, von Bedeutung auch für Alleringhausen und Welleringhausen.

Der Schutzraum dieser Haltestelle war aus Holz, er wurde später durch einen Backsteinbau ersetzt. Der Haltepunkt diente nur dem Personenverkehr, währen der Güterverkehr über den Bahnhof Neerdar abgewickelt wurde. In der Inflationszeit war die Haltestelle teilweise geschlossen worden. Nach Eingaben der drei erwähnten Gemeinden wurde sie aber wieder geöffnet.

Die Haltestelle war bis Jahre nach dem 2. Weltkrieg wichtig etwa für Arbeiter, Schüler, „Hamsterer und andere Reisende“.

Die Schulkinder mussten morgens in aller Frühe und in der Dunkelheit der Wintermonate den langen Weg zur Haltestelle antreten. Jeder kann sich vorstellen, welche Ängste dabei verdrängt werden mussten. Heute werden die Schulkinder mit dem Bus abgeholt.

Nach der zunehmenden Motorisierung und der Eröffnung des Busverkehrs wurde der Haltepunkt endgültig geschlossen.

Auch nach Stillegung und Wiedereröffnung (2003) der „Uplandbahn“ hat sie keine Bedeutung mehr für Bömighausen.

Aus der Geschichte der Uplandbahn (Mein Waldeck Nr. 4,2004).

„Als die Gemeinde Willingen am 15. April 1921 ihr „Notgeld“ herausgab, einen Gutschein über 50 Pfennige, bildete sie darauf ab, worauf sie besonders stolz war. Auf der Vorderseite zeigte sie den Kiepenkerl mit gefülltem Leinensack auf dem Rücken, der sich auf seine Elle stützt. Darunter steht: „Keen Menske is in der Welt Sau bekannt, asse der Willinger Linnenkerl out dem Waldecker Land“. Auf der Rückseite präsentierten die Willinger das Symbol des technischen und wirtschaftlichen Fortschritts, den mächtigen Viadukt der Eisenbahn, der vor dem Dorf in elf großzügigen Bögen das Tal der Itter überspannt und erst seit vier Jahren das bis dahin so abgelegene Upland mit der Welt verband“. Zwischen 2003 und 2004 wurde das Willinger Wahrzeichen mit großem Aufwand erneuert.

„Es hat länger als in den meisten Regionen Deutschlands gedauert, bis das Fürstentum Waldeck an das Eisenbahnnetz angeschlossen war, und das Upland bildete das Schlusslicht... Die schwierige und kostenaufwendige Strecke ins Upland – zwischen Korbach und Usseln - mussten Höhenunterschiede von 250 Metern überwunden und fünf Viadukte errichtet werden... Dabei fanden neben ausländischen Arbeitern auch viele Männer aus den anliegenden Dörfern einen zusätzlichen Verdienst. Der war bescheiden genug, aber in der wirtschaftlich schweren Zeit für die traditionell „armen Upländer“ hoch willkommen. Ein Mann verdiente damals beim Streckenbau

47 Pfennig in der Stunde...Die erste Fahrkarte am Willinger Bahnhof nach Brilon mit der Nummer 0 001 hatte am 1. Oktober 1914 der Handelsmann Heinrich Wilke-Schusterhaus gelöst, der später auch die erste Fahrkarte 0001 nach Korbach löste. Beide Fahrkarten wurden eingerahmt als Zeugnisse einer neuen Zeit und waren jahrzehntelang in der Volksschule von Willingen zu besichtigen.... Am 1. April 1917 klang das Posthorn zum letzten Mal über die Berge des Uplands... Im Hotel zur Post in Usseln hängt heute noch ein Bild von dieser letzten Postfahrt.

 

Wege und Straßen

Vor dem Bau der Landstraße Korbach – Brilon und des Vicinalweges Eppe – Bömighausen in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts war das Dorf nur durch die Feldwege mit Neerdar, Welleringhausen, Alleringhausen, Rhena und Schweinsbühl verbunden. Der Weg von Alleringhausen führte über die Westerei, unterhalb des Barnberges vorbei über das hohe Ufer unter den Tannen und setzte sich am Berghof nach Neerdar fort über die Aule hin. Der Fahrweg nach Rhena führte über das hohe Ufer zum Usselnschen Weg, überschritt etwa 300m oberhalb des Zusammenflusses von Rhena und Neerdar den Bach. Je nach Wetterlage und Ladung konnte dann der ebene Weg durch die Buh oder der steile Weg durch den Kankenborn gefahren werden. Der Usselnsche Weg führte am Rotbusch vorbei nach Korbach. Der Fahrweg nach Schweinsbühl führte zwischen Werbelscheid und Kalten Graben zum Wächtler-Feld, erreichte dort den alten Weg, der von Korbach über Rhena – Schweinsbühl, Deisfeld, Ottlar, Stormbruch, Bontkirchen, Hoppeke nach Brilon führte. Die schmalen Pfade durch den Strang und unter dem Wächtler wurden schon immer nach Rhena und Schweinsbühl benutzt.

Straße Korbach - Brilon

In einer Anzeige des Fürstlich Waldeckischen Oberjustizamtes des Eisenberges vom 31.01.1849 sind drei Personen aus Bömighausen erwähnt, von denen Land benötigt wird. Damals heißt es: Zum Staatswege zweiter Klasse und zwar zur Corbacher – Briloner Straße der herunter benannten Personen eingenommen worden.

 

Namen der Eigentümer

Namen der Anlieger

Die Culturart

Quadratruten

B.Behle Bömighausen

Rechts Christian Schalk, links alter Weg

Ackerland

2,55

Richter Kahlhöfer daselbst

Rechts Heinrich Schalk links alter Weg

Desgleichen

1,68

Schullehrer Emde daselbst

Rechts alter Weg, links Landstr. V. Benning

Wiese

2,20

 

Wahrscheinlich ist dieser Staatsweg also um 1850 ausgebaut worden

Auf Grund eines Gesetzes vom 24. Februar 1873 wurden die Vorarbeiten zum Bau des Vizinalweges (Gemeindeverbindungsweg), Straße nach Alleringhausen – Eppe eingeleitet, der eine Verbindung zwischen der Straße Medebach – Korbach und der Straße Korbach – Brilon Wald herstellte. Der Kreisbauführer hatte in der Folge im Auftrage des Kreisbaumeister zwei Projekte ausgearbeitet. Nach dem billigeren Projekt wurde das Dorf Bömighausen nicht berührt, es sah eine Linienführung unterhalb des Friedhofes am Waldsaum des Arenscheides bis zur Anbindung an die Staatsstraße in der großen Kurve vor. Das kostspieligere Projekt führte durch das Dorf, so, wie die Straße gebaut worden ist. Die Führung der Straße Korbach – Usseln oberhalb des Dorfe her hätte zwar eine bessere Verbindung mit Korbach gebracht, aber die Straße führte „am Dorf vorbei“, nur für wenige Grundstücksbesitzer oben am Arenscheid hätte sie einen kleinen Vorteil gebracht. Nach mehrfachen Verhandlungen der Gemeinde, vertreten durch Bürgermeister Chr. Trachte, Beigeordneten H. Wilke und die Gemeinderäte Fr. Trachte, Fr. Behle, Chr. Emde, H. Schüttler und Georg Lamm wurde erreicht, dass die Straße durch das Dorf geführt wurde. Für die Übernahme der Grundentschädigung im Dorf hatte sich die Gemeinde von Anfang an bereit erklärt. Ein weiterer geforderter Beitrag von jährlich 60 Taler sei aber nur dann von der Gemeinde aufzubringen und werde bereitwillig auf Jahre hin gezahlt, wenn durch die Straße auch gleichzeitig eine gute Dorfstraße, aber keine Umgehungsstraße gebaut werde.

Im September 1874 wurden die Straßenarbeiten vergeben. Den Zuschlag erhielt für die ganze 4178m lange Strecke von der Epper Grenze bis durch das Dorf Bömighausen für Erdarbeiten, Planierarbeiten, Anfertigung der Durchlässe und der Chaussierungsarbeiten der mindest bietende Unternehmer Schachtmeister Franz Raabe zu Breitenworbis in Gemeinschaft mit Schachtmeistser Ignatz Heddergott ebenfalls von dort.

Die Brücke unterhalb Bömighausen und oberhalb Alleringhausen wurden dem Maurermeister Schemm von Heedinghausen für 2400 und 2000 Mark verdingt. Kaufmann Leonhardi in Arolsen lieferte für die Alleringhäuser Brücke für 3663 Mark Eisen, der Fabrikant Köster in Wetterburg erhielt für Verbindung und Aufstellung der Eisenteile zu der Brücke 855 Mark. Die Anfuhr der Steine aus den Steinbrüchen übernahmen die Einwohner von Alleringhausen und Bömighausen. Anfangs wurde im Bruch am Hagen über Bömighausen gebrochen, dann erwies sich der Stein unterhalb Bömighausens als geeignet, so legte man dort den Steinbruch an. Dadurch erzielte man für den Fuhrlohn eine Ersparnis von 3000 Mark. Das entsprach der Grundentschädigung im Dorf. Die Gesamtkosten betrugen für den Gemarkungsteil Alleringhausen 20 160 Mark, für Bömighausen 15 880 Mark, zusammen 36 040 Mark.

Später wurde aus dem Staatsweg die Reichsstraße Nr. 251. In 1938 wurde die Böschung in Richtung Rhena unter Einsatz von Bohrhämmern und Kipplohren abgetragend, die Straße mit einem guten Unterbau versehen und geteert. Das Kopfsteinpflaster ging um die Kurve an der heutigen Halle der Firma Römer vorbei bis an die heutige Bundesstraße.

1904 wurde die Brücke über die Neerdar gebaut, dazu in „Das Upland“ S. 201: „Der hiesige Gemeinderat hat einen löblichen Beschluss gefasst, der darin besteht, die Neerdar im Dorfe zu überbrücken, und zwar soll diese Anlage auch für Fuhrwerke passierbar sein. Der alte Übergang wurde bei seiner Entstehung schon von Einsichtigen bemängelt, man befürchtete aber die Groschen. Auch heute müssen wir sparsam damit sein, und würden wir es nicht unternehmen können, wenn wir nicht auf „Beihülfe“ rechneten. Das Projekt wird auch gewiss von unsern Nachbarn mit Freuden begrüßt. – Wenn wir unser Schulhaus – an dem denkbar traurigsten Orte, am Berge – durch ein neues ersetzen oder wenigstens ins Tal herabfahren könnten, dann wäre unsern Kindern geholfen. – Die Rhenaer Stationsschwester hat uns schon treu gedient, und finden wir die Einrichtung als eine recht wohltätige.